Fachtag: Vom Willkommen und Bleiben in Thüringen

Podiumsdiskussion diskutiert. Dabei sind wir den Fragen nachgegangen, was sich verändern muss, damit zugewanderte Menschen hier ein Zuhause finden und die Gesundheitsbranche einen nachhaltigen Effekt sieht. Was können Arbeitgeber*innen hinsichtlich eines Bleibens in Thüringen verbessern? Aber auch: welche Verantwortung trägt die Gesellschaft und die Politik dabei?  

Am 03.03.2022 fand unser digitaler Fachtag „Auf Vielfalt eingestellt: Vom Willkommen und Bleiben in Thüringen? Internationale Mitarbeitende in Gesundheitsberufen“ statt. Organisiert und durchgeführt wurde der Fachtag durch das bei uns angesiedelte IQ Teilprojekt Regionale Fachkräftenetzwerke – Einwanderung Thüringen und die Fachstelle Interkulturelle Öffnung. Gemeinsam mit verschiedenen Vertreter*innen und Expert*innen aus der Gesundheitsbranche, Politik und Arbeitsmarktmultiplikator*innen wurde in Fachbeiträgen, Workshopphasen und einer Podiumsdiskussion diskutiert. Dabei sind wir den Fragen nachgegangen, was sich verändern muss, damit zugewanderte Menschen hier ein Zuhause finden und die Gesundheitsbranche einen nachhaltigen Effekt sieht. Was können Arbeitgeber*innen hinsichtlich eines Bleibens in Thüringen verbessern? Aber auch: welche Verantwortung trägt die Gesellschaft und die Politik dabei?  

Als besonderen Gast durften wir den Ministerpräsidenten Bodo Ramelow begrüßen, der unseren Fachtag mit einem Grußwort einleitete. Dabei verdeutlichte er zum einen die Relevanz der (internationalen) Fachkräftegewinnung zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Zum anderen betonte er insbesondere die Notwendigkeit einer Interkulturelle Öffnung in den Gesundheitseinrichtungen und in der Gesellschaft: „Die Frage ist, wie Thüringen mit einer bunten Gesellschaft umgeht und in Zukunft umgehen wird. Warum sollten gut ausgebildete Fachkräfte dort leben wollen, wo Menschen wegen ihrer Hautfarbe angegriffen werden?“ Dies ist ein wichtiger Appell des Ministerpräsidenten.   

Ergebnisse des Fachtags

In den folgenden Beiträgen machten die Redner*innen deutlich, was sich konkret in Thüringen ändern muss und entwickelten Lösungsvorschläge. Auf behördlicher Seite müssen die Anerkennungsprozesse ausländischer Berufsabschlüsse transparenter und schneller gestaltet werden. Hürden müssen hierbei vor allem bei der Anerkennung akademischer Heilberufe abgebaut werden. Gut ausgebildete Ärzt*innen und auch Apotheker*innen stellen ihren Antrag auf Anerkennung ihres Berufsabschlusses nämlich z. B. im Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt.   

Um Fachkräfte nachhaltig zu gewinnen, muss Thüringen zudem an seiner Außenwirkung arbeiten und attraktiver werden. Vielen potenziellen Mitarbeitenden wird bei ihrer Entscheidung nämlich bereits von Thüringen abgeraten. So braucht es zum einen eine bessere Infrastruktur und mehr passgenaue Angebote für die Zielgruppe. Durch ein frühzeitiges Abklären der Bedürfnisse können bereits im Vorhinein Erwartungen geklärt werden und Stellen passgenau besetzt werden. Junge Menschen sind beispielsweise oftmals kulturelle Angebote und eine gute ÖPNV-Anbindung wichtig. Zum anderen muss auf politischer und gesamtgesellschaftlicher Ebene die institutionelle Diskriminierung und der Alltagsrassismus ernst genommen und adressiert werden, die internationale Mitarbeitende leider noch viel zu oft erfahren. Denn wenn sich Menschen nicht wohlfühlen, werden sie nicht bleiben. Stattdessen wandern sie in andere Bundesländer ab, wo der Verdienst besser und Diskriminierungserfahrungen seltener sind.   

Auf Einrichtungsebene braucht es zudem klare Zuständigkeiten und eine Strategie mit Unterstützungsangeboten für internationale Mitarbeitende, die sie langfristig beim Ankommen und der sozialen Integration unterstützen. Dazu gehört auch, die deutschen Mitarbeitenden im Vorhinein für die Relevanz des Themas zu sensibilisieren und ebenso vorzubereiten. Auf Teamebene sollte beispielsweise die Kompetenz gefördert werden, mit Unsicherheiten und Schwierigkeiten in der Kommunikation konstruktiv und wertschätzend umzugehen. Vielfach wurden auch Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch, zur Reflexion und zum besseren Kennenlernen als hilfreich für eine langfristige und zufriedenstellende Zusammenarbeit beschrieben.   

Am Ende des Fachtags stimmten die Podiumsdiskutant*innen und Teilnehmenden darin überein, dass wir gemeinsam aktiv werden und auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen müssen, um Hürden zu beseitigen und Lösungen umzusetzen. Es braucht ein Umdenken, denn wir sind schon lange ein Einwanderungsland und in Zukunft weiter auf Einwanderung angewiesen. Nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels, sondern auch weil Vielfalt bereichert! Dies anzuerkennen, für alle gleiche Möglichkeiten zu schaffen und willkommen zu heißen, ist Aufgabe der Politik, der Gesellschaft und der Einrichtungen.  

Die Beteiligten der Podiumsdiskussion äußerten großes Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit, um gemeinsam Lösungen für Thüringen zu entwickeln, denn „Politik und Praxis gehören an einen Tisch“.   

Wir als IQ Teilprojekt werden uns weiterhin mit der Fachstelle Interkulturelle Öffnung und den verschiedenen Expert*innen für dieses wichtige Thema einsetzen. 

Foto: TSK

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